Urban, wartungsarm und smart: Das Junico Flow von Yuccie für 2.399 Euro soll Pendler mit praktischen Lösungen und viel Technik überzeugen. Wie sich das E-Bike mit Automatikschaltung schlägt, klären wir im ausführlichen Praxistest.
Was das Junico Flow besonders macht
Der deutsche Hersteller Yuccie hat das Junico Flow als urbanes E-Bike mit Fokus auf Komfort und Pflegeleichtigkeit konzipiert. Es ist für Menschen gedacht, die regelmäßig durch die Stadt fahren und dabei Wert auf Verlässlichkeit und ein schlichtes, schickes Design legen.
Besonders sind die automatische Zweigangschaltung, der Gates-Riemen statt einer herkömmlichen Kette und das GPS-Modul, das bei Diebstahl eine Ortung ermöglicht. Neben einem Drehmomentsensor und hydraulischen Scheibenbremsen kommt in unserem Test noch ein Frontgepäckträger hinzu. Dieser ist beim Serienmodell nicht vorhanden und muss zusätzlich bestellt werden.
Junico Flow: Unboxing und erster Eindruck
Das Fahrrad kommt gut verpackt im Karton aus Hamburg an und ist nahezu komplett vormontiert. Nur die Pedale müssen angebracht und der Lenker sowie das Frontlicht ausgerichtet werden. Das war’s dann auch schon. Mit dem nötigen Werkzeug – der Hersteller hat es nicht mit in das Paket gelegt – ist das E-Bike nach wenigen Minuten fahrbereit. Auch die Reifen sind bereits voll aufgepumpt.
Der erste Eindruck ist durchweg positiv: Die Pulverbeschichtung des Rahmens ist gleichmäßig und matt, Schweißnähte sind nicht zu sehen. Kabel verlaufen vom Lenker kommend clever versteckt im Rahmen, wodurch das Design sehr sauber und ordentlich wirkt. Auch das bündig verbaute 1,9-Zoll-LC-Display im Oberrohr zeigt, dass sich Yuccie beim Aussehen des E-Bikes viel Mühe gegeben hat.
Design und Ergonomie
Das Junico Flow ist sowohl mit Trapez- als auch mit Diamantrahmen verfügbar. Die unterschiedlichen Rahmenformen richten sich an verschiedene Nutzergruppen, ohne funktionale Unterschiede mitzubringen. Der Rahmen des hier getesteten Trapezmodells besteht aus Aluminium, wodurch das E-Bike ein Gewicht von nur rund 20 kg erreicht. Trotzdem bleibt es stabil genug für die Verwendung von Gepäckträger, Seitentaschen oder Kindersitz.
Die Sitzhaltung ist aufrecht. Der Komfort kommt auch in anderen Bereichen nicht zu kurz: Das E-Bike verfügt über ergonomisch geformte Griffe mit Handballenaufsatz, einen etwas breiteren Sattel mit leichter Gelpolsterung und 28-Zoll-Laufräder mit 50 mm breiten Reifen von Continental.
Ausstattung des Junico Flow im Detail
Für den Antrieb sorgt ein Hinterradnabenmotor von Bafang mit einer Nennleistung von 250 Watt und einem Drehmoment von 40 Newtonmetern. Der Motor wird im Junico Flow durch eine automatische Zweigangschaltung ergänzt. Sie erkennt anhand von Trittfrequenz und Geschwindigkeit, wann zwischen zwei festen Übersetzungen gewechselt werden sollte.
Ein im Tretlager verbauter Drehmomentsensor misst zudem den Krafteinsatz beim Treten und passt die Motorunterstützung entsprechend an. Auf diese Weise entsteht ein gleichmäßiger Vortrieb, ohne dass während der Fahrt manuelle Eingriffe notwendig sind.
Anstelle einer herkömmlichen Kette verwendet das Junico Flow einen Gates-Riemen. Dieser läuft trocken, das heißt es sind weder Öl noch Schmiermittel erforderlich. Somit entstehen keine Verschmutzungen an der Kleidung. Auch bei nasser Witterung bleibt der Antrieb konstant in seiner Funktion, da der Riemen weder dehnt noch rostet.
Für Sicherheit sorgen zwei starke hydraulische Scheibenbremsen. Mit dabei sind auch zwei helle LED-Leuchten, die am Lenker (70 Lux) und am hinteren Schutzblech installiert sind. Die Energieversorgung erfolgt über den Akku des E-Bikes.
Ein zweifarbiges LC-Display, das fest im Oberrohr des E-Bikes integriert ist, liefert während der Fahrt Informationen über Geschwindigkeit, Akkustand und Unterstützungsstufe. Es lässt sich am Lenker über vier Tasten (Ein/Aus, Plus, Minus, Info/Modus) fernbedienen. Einen Tastenton gibt es nicht.
Fahrverhalten und Komfort: So fährt sich das Junico Flow
Im Praxiseinsatz beweist sich das Junico Flow schnell als E-Bike mit angenehm gleichmäßiger Kraftentfaltung. Die Motorunterstützung beginnt fast unmittelbar, sobald Druck auf die Pedale ausgeübt wird. Zwischen den fünf Unterstützungsstufen treten keine abrupten Übergänge auf, alles wirkt fließend. Eine Schiebehilfe ist auch vorhanden, sie unterstützt mit bis zu 6 km/h.
Die automatische Schaltung wechselt problemlos und mit minimal ruckartiger Bewegung zwischen den zwei Gängen. Der Schaltvorgang erfolgt vollständig elektronisch. Das bedeutet allerdings auch, dass sie bei einem leeren Akku nicht zur Verfügung steht. Zwei spürbar unterschiedliche Gänge reichen im urbanen Alltag völlig aus. Einen dritten Gang habe ich während der Testfahrten nicht vermisst. Über den kleinen Kontrollverlust (kein manuelles Schalten) kommt man schnell hinweg und freut sich über den zusätzlichen Komfort. Vom ersten in den zweiten Gang wechselt das E-Bike auf ebener Strecke bei 17-18 km/h.
Das Fahrgefühl ist grundsätzlich super. Kurvenfahrten sind mit dem Junico Flow sehr kontrolliert. Auch bei höherem Tempo bleibt das E-Bike in seiner Spur. Die Bereifung bietet mit etwas größerem Luftvolumen als viele Stadt-Fahrräder eine gewisse Dämpfung, die kleinere Unebenheiten wie Kanaldeckel, Pflastersteine oder Bordsteinkanten abschwächt. Eine gefederte Sattelstütze trägt zusätzlich zum Fahrkomfort bei. Auf eine Federgabel hat Yuccie allerdings verzichtet, was sich auf Schotterabschnitten oder schlechten Fahrbahnen bemerkbar macht.
Der Geräuschpegel des Antriebssystems bleibt angenehm gering. Weder sind laute Motorgeräusche noch ein störendes Surren bei höherer Last zu hören. Nur bei dauerhaft hoher Belastung (lange Steigungen) macht sich der Antrieb leise bemerkbar. Trotzdem bleibt das Geräusch noch klar im Rahmen des Erträglichen.
Auch der Gates-Riemen trägt zum leisen Fahren bei. Auf holpriger Strecke macht sich aber zwischenzeitlich das vordere Schutzblech im Test mit einem leichten Klappern bemerkbar, obwohl alle Schrauben fest angezogen sind. Hier benötigt es eventuell noch etwas Feinjustierung.
Reichweite: So weit kommt das E-Bike im Test
Der entnehmbare Akku (36 V, 10 Ah) im Unterrohr verfügt über eine Kapazität von 360 Wattstunden. Eine ordentliche CE-Kennzeichnung ist, genau wie auf dem Rahmen des E-Bikes, vorhanden. Unter realen Bedingungen ermöglicht die Batterie Distanzen um 50 bis 60 Kilometer, wenn nicht dauerhaft mit hoher Unterstützung gefahren wird.
Die genaue Reichweite hängt wie immer von mehreren Faktoren ab. Dazu gehören die gewählte Unterstützungsstufe, das Gewicht des Fahrers sowie die Zusatzlast durch Gepäck. Auch das Streckenprofil hat Einfluss auf das Ergebnis. Auf flachen Routen mit niedriger Motorunterstützung sind bestimmt auch höhere Werte möglich. In hügeligem Gelände oder bei stets intensiver Unterstützung kann die fahrbare Strecke hingegen stark sinken.
Das mitgelieferte Bafang-Netzteil lässt sich sowohl direkt am E-Bike als auch an der entnommenen Batterie anschließen. Ein vollständig entleerter Akku ist nach 5 bis 5,5 Stunden wieder vollgeladen. Das lautlose Netzteil zieht die meiste Zeit über 75 Watt, am Ende des Ladevorgangs sinkt der Wert auf 15 Watt. Der aktuelle Ladestand lässt sich über das Display (Balken und Prozentangabe) sowie über vier Statusleuchten am Akku erfahren.
Smarte Features: App und GPS-Diebstahlschutz
Das Junico Flow verfügt über einen versteckten GPS-Tracker, der aktuelle Positionsdaten per Mobilfunkverbindung überträgt. Mit der zugehörigen Yuccie-App (Android und iOS, Registrierung notwendig) lässt sich der aktuelle Standort einsehen. Neben der Lokalisierung zeigt die App auch den Ladestand der Tracker-Batterie an. Über die App können Funktionen wie das Öffnen des Schlosses oder das Melden eines Diebstahls ausgeführt werden.
Im Falle eines Diebstahls bietet die App eine Eingabemaske zur Dokumentation des Vorfalls. Dort können Datum, Uhrzeit, besondere Merkmale des E-Bikes und eine Beschreibung des Hergangs eingetragen werden. Die erfassten Daten werden in ein Dokument übertragen, das bei Bedarf an die Polizei weitergegeben werden kann.
In der App stehen auch Funktionen bereit, die nicht unmittelbar mit der Ortung zu tun haben. Nutzer können etwa das Fahrradprofil einsehen, Fahrstatistiken abrufen oder eine E-Bike-Versicherung abschließen. Auch ein Unfallassistent gehört zum Angebot. Sämtliche Premium-Dienste sind ein Jahr kostenlos, danach fallen 49 Euro für ein Jahr an (alternativ 99 Euro für drei oder 149 Euro für fünf Jahre). Eine automatische Verlängerung des Vertrags findet nicht statt.
Für wen lohnt sich das Yuccie Junico Flow?
Das E-Bike ist Personen zu empfehlen, die ein möglichst leises, smartes und optisch ansprechendes E-Bike für tägliche Fahrten in der Stadt suchen. Die Kombination aus Riemenantrieb und Automatik reduziert den Wartungsaufwand erheblich.
Das Fahrverhalten ist angenehm, sicher, komfortabel und zuverlässig. Für Fahrten in bergigem Gelände oder auf schlechten Wegen ist das Rad hingegen weniger geeignet. In seinem vorgesehenen Einsatzbereich überzeugt das Junico Flow hingegen schnell durch clevere Technik, gelungene Verarbeitung und einige durchdachte Details.
Das E-Bike ist in den Farben Schwarz, Mattgrau und Eisblau für 2.499 Euro im Online-Shop von Yuccie erhältlich. Fahrer zwischen 150 und 200 cm Größe finden dort das passende Modell.
E-Bike-Alternativen zum Junico Flow
Wer mehr Gänge und manuelle Kontrolle wünscht, findet mit dem Junico Active eine Alternative aus gleichem Haus. Es bietet eine 9-Gang-Kettenschaltung und kostet 2.399 Euro.
Das Lemmo One MK2 Urban (Test) ist hingegen ist technisch vielleicht noch etwas interessanter, da der Antrieb komplett entnommen werden kann. Dafür verzichtet es auf einen Riemenantrieb. Der Preis liegt bei 2.290 Euro. Das Engwe Mapfour N1 Air (Test) hingegen zielt mit einem Gewicht von nur 15,6 kg auf noch mehr Mobilität ab und bietet ebenfalls smarte Funktionen. Es ist für 1.649 Euro zu haben.