Ein Team des Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat ein fenstergroßes Panel vorgestellt, das selbst aus recht trockener Luft sauberes Wasser gewinnen kann. Sogar in der Wüste Death Valley konnte das System zuverlässig Trinkwasser erzeugen – ganz ohne Strom.
MIT: Wasserernte ohne Energie mit Hydrogel
Kernstück des Systems ist ein Hydrogel, das wie ein Schwamm Wasserdampf aufnimmt. Anstatt es als glatte Schicht zu verarbeiten, haben die Entwickler kuppelförmige Strukturen geschaffen, die an Luftpolsterfolie erinnern. Dadurch vergrößert sich die Oberfläche, sodass mehr Feuchtigkeit gebunden werden kann:
Das Geniale: Sobald die Sonne auf das Material trifft, gibt das Hydrogel den Wasserdampf wieder ab. Dieser kondensiert an einer beschichteten Glasscheibe, von wo er über ein Röhrchen als sauberes Wasser abläuft. Die Luft liefert die Feuchtigkeit, das Hydrogel bindet sie, die Sonne treibt den Verdunstungsprozess an und am Ende bleibt Trinkwasser übrig.
Der Prototyp wurde eine Woche lang im Death Valley getestet. Selbst bei einer Luftfeuchtigkeit von nur 21 Prozent konnte das Panel täglich zwischen 57 und 161 Milliliter Wasser erzeugen. Das reicht zwar nicht für den gesamten Bedarf einer Person, zeigt aber, dass die Technik funktioniert. Mehrere Paneele nebeneinander könnten laut MIT den täglichen Bedarf eines Haushalts decken.
Prototyp könnte Millionen Menschen helfen
Die Forscher haben zudem ein zentrales Problem älterer Konzepte gelöst. Frühere Hydrogel-Geräte gaben Salze ab, die das Wasser verunreinigten. Das MIT-Material nutzt dagegen Glycerin, das die Salze stabilisiert und im Gel hält. Dadurch bleibt das Kondenswasser klar und unterschreitet die Grenzwerte für sauberes Trinkwasser deutlich.
Die Entwickler sehen großes Potenzial. Arrays aus mehreren Panels könnten in Wüstenregionen installiert werden, wo andere Methoden wie Entsalzung oder aufwendige Kondensationsanlagen nicht praktikabel sind. In feuchteren Klimazonen wie in den Tropen wäre die Ausbeute sogar deutlich höher.
Weltweit haben mehr als zwei Milliarden Menschen keinen sicheren Zugang zu Trinkwasser. Klassische Lösungen benötigen Strom, Leitungsnetze oder teure Infrastruktur. All das ist in vielen Regionen nicht vorhanden. Genau hier setzt die MIT-Idee an: ein passives System, das praktisch überall aufgestellt werden kann und ohne zusätzliche Energiequelle funktioniert.
Noch ist das Ganze ein Forschungsprojekt. Doch die Wissenschaftler arbeiten bereits an Verbesserungen des Materials und an Feldtests in unterschiedlichen Klimazonen. Sollte es gelingen, das System in größerem Maßstab herzustellen, könnte daraus ein wichtiges Werkzeug im Kampf gegen Wasserknappheit werden.