Das neue QORE E-Bike-System mit 48 V soll für ein besonderes Fahrgefühl am E-Mountainbike sorgen: harmonisch, leise, kraftvoll. Im Test fühlt sich der erste Motor Drive3 Peak fast wie ein Antrieb eines potenten E-Autos an. Ich habe das neue System getestet und war vor allem von der Steigfähigkeit und dem sanften, aber durchzugsstarken Charakter beeindruckt. Wie sich der QORE Antrieb im Detail schlägt, erfährst du in diesem Testbericht.
QORE by Brose: E-Bike-Antriebe aus der Automotive-Welt
Brose ist kein klassischer Fahrradhersteller, sondern kommt wie viele andere E-Bike-Antriebshersteller aus der Automobilbranche – was sich auch bei der Entwicklung ihrer E-Bike-Systeme bemerkbar macht. Mit ihrem Berliner Werk steht die Berliner Firma vor allem für Mittelmotoren „Made in Germany“. Mit dem neuen QORE-System setzt Brose nun auf eine moderne 48-Volt-Architektur und ein vollständig integriertes Antriebskonzept, das speziell für E-Mountainbikes und anspruchsvolle Offroad-Einsätze entwickelt wurde.
Im Juni 2025 offiziell vorgestellt, soll das QORE-System das neue Herzstück des Antriebsportfolios von Brose werden. E-Bikes können mit den Akkus der Serie mit bis zu 800 Wh Kapazität ausgerüstet werden. Der erste Motor der Flotte heißt Brose Drive3 Peak. Da die E-Bike-Sparte von Brose kürzlich durch Yamaha übernommen wurde, tritt das System bis zum Abschluss der Transaktion als QORE by Brose auf. Auch danach bleibt QORE unter diesem Namen am Markt bestehen.
QORE by Brose: Drive3 Peak im Praxistest
Gleich bei der ersten Fahrt fällt auf: Der Antrieb ist kaum zu spüren – und das ist positiv gemeint. Der Drive3 Peak liefert seine Unterstützung so harmonisch und gleichmäßig, dass ich mich schnell frage, ob das noch ein Fahrrad oder doch schon ein kleines Elektrofahrzeug ist. Die Kraftentfaltung ist extrem fein dosiert und wirkt fast wie eine Seilwinde, die einen konstant nach vorne zieht – ganz ohne Ruck oder abrupte Übergänge.
Auch beim Anfahren zeigt sich das System besonders geschmeidig. Es reagiert sensibel auf Trittveränderungen, beschleunigt gleichmäßig und bringt Fahrer unauffällig, aber bestimmt auf Tempo. Selbst wenn die Unterstützung bei 25 km/h aufhört, passiert das so sauber und sanft, dass man den Übergang kaum merkt. Auch oberhalb der Begrenzung lässt sich problemlos weiterfahren, da der Motor nicht merklich bremst oder einen spürbaren Widerstand hat.
Drive3 Peak: Unterstützungsstufen am neuen Antrieb
Das System kommt gegenüber den Vorgänger-Antrieben nicht nur mit neuer Hardware, sondern auch mit neuen Fahrprofilen. Neben den bekannten Unterstützungsleveln Eco, Tour, Sport und Boost gesellt sich mit nur einem Druck auf eine Seitentaste der sogenannte Punch-Mode. Dieser Modus setzt die gesamte Power des Antriebs erbarmungslos auf Knopfdruck frei. Mit einer weiteren Betätigung der Taste springt die Unterstützung wieder in die ursprüngliche Fahrstufe. Das ist cool, um unvorhergesehene Hindernisse zu überwinden, oder auch schnell von der Ampel wegzukommen.
Zusätzlich ist der One-Mode hinzugekommen, der die Unterstützung automatisch an die aktuell geleistete Kraft des Fahrers anpasst. Dieser Modus fühlt sich noch natürlicher an, da das System in Echtzeit auf verschiedene Situationen reagiert.
Kraftvoll bergauf – aber nie übertrieben
Tatsächlich ist es in der Testregion am Niederrhein nicht ganz so leicht, brauchbare Anstiege zu finden. Dennoch konnte ich den Antrieb auf einem kleinen Abschnitt mit schätzungsweise 15–20 % Steigung testen. Auch hier ließ sich das QORE System nicht aus der Ruhe bringen. Selbst bei niedriger Trittfrequenz im Turbo-Modus zieht er souverän durch. Im Boost-Modus wird es fast schon absurd leicht: Ein leichter Druck aufs Pedal genügt, und das Bike marschiert wie auf Schienen die Steigung hinauf.
Gerade in technischen Passagen auf engen Trails spielt der Antrieb seine Stärken aus. Die Kombination aus hohem Drehmoment, schneller Reaktion und kontrollierter Kraftentfaltung sorgt dafür, dass man auch bei schwierigen Bedingungen nie die Kontrolle verliert. Brose nennt das „Natural Ride Feeling 2.0“ – und ja, ich muss sagen, das passt tatsächlich sehr gut.
Im Test konnte ich den Drive3 Peak auch auf einem kleinen, verwinkelten Trail ausprobieren. Brose hat hier tatsächlich nicht zu viel versprochen: Das Handling ist nach kurzer Eingewöhnung sehr intuitiv und das Aggregat am Tretlager fühlt sich schnell nach bestem Kumpel an, der überall da unterstützt, wo man ihn gerade braucht. Die Steigfähigkeit dabei ist ohne Übertreibung sehr krass. Der Motor hilft selbst an ziemlich kniffligen Stellen weiter – auch wenn man mal den falschen Gang erwischt hat. Mein Testbike zieht mich mühelos über Passagen, die für ungeübte Fahrer wohl fast aussichtslos erscheinen.
Geräuschkulisse: Hörbar, aber nicht störend
Akustisch ist der Brose-Motor präsent, aber nicht störend auffällig. Bei der Beschleunigung erzeugt er ein leichtes elektrisches Geräusch. Ich persönlich empfinde es nicht als unangenehm. Im Gegenteil: Es passt sogar zum Charakter des Antriebs. Zudem ist es kein Kratzen, kein nerviges Pfeifen, sondern eher ein technisches Surren im Hintergrund.
Technische Details: Was das QORE by Brose System ausmacht
Gegenüber den bisherigen 36-V-Systemen bringt das Update auf 48 Volt durch die höhere Spannung gleich mehrere Vorteile: Der Motor arbeitet effizienter, bleibt dabei kühler und kann auch bei hoher Last konstanter Leistung abgeben. Mit einem maximalen Drehmoment von bis zu 95 Newtonmetern liefert der Drive3 Peak kräftige Unterstützung – auch bei niedriger Trittfrequenz und steilen Anstiegen.
Ein zentrales Element des Systems ist, wie bereits erwähnt, das “Natural Ride Feeling 2.0”, das QORE by Brose gezielt in den Fokus rückt. Dahinter steckt eine besonders fein abgestimmte Sensorik, die das Zusammenspiel von Trittfrequenz, Kraft und Geschwindigkeit genau analysiert und entsprechend dynamisch regelt. Dadurch entsteht auch beim QORE System das für Brose typische, natürliche Fahrgefühl – ganz ohne abrupte Kraftspitzen oder unkontrolliertes Nachschieben.
Auch bei der Integration hat der Hersteller nachgelegt: Das QORE System lässt sich komplett ins Rahmendesign einfügen. Entweder mit dem Brose Allround Display, einer Kombination aus Remote und Display wie an meinem Testbike, oder einem integrierten Display im Oberrohr mit separater Remote.
Die Displays bieten zusätzlich eine Bluetooth-Schnittstelle für die Brose-App, die eine wahre Wohltat für Fahrer sein kann. Denn damit sind Over-the-Air-Updates möglich, was bedeutet, dass niemand mehr für ein Softwareupdate des Systems in die Werkstatt fahren muss. Was in anderen Bereichen schon lange Standard ist, hat die E-Bike-Branche leider etwas verschlafen – zieht aber wenigstens jetzt nach. Ebenfalls erfreulich: beide Displays bieten für die Versorgung externer Geräte einen USB-C-Port.
Als Akkus stehen die InTube 800 sowie 650 (792 Wh und 649 Wh) zur Verfügung, sowie eine schmalere und kleinere SlideIn Batterie mit 500 Wh. Auch ein Range-Extender ist in Planung. Eine Besonderheit stellt das Ladegerät für das System dar. Brauchte man bisher für eine smarte Ladelogik noch externe Lösungen wie beispielsweise den Smart-Charger von LiON, bringt Brose über das neue Ladegerät schon drei Modi mit. Mit einer smarten Ladefunktion kann der Akku nur bis 80 % Kapazität geladen werden, was die Lebensdauer signifikant erhöhen kann. Zusätzlich steht neben einem normalen Ladeprofil noch ein Schnelllademodus zur Verfügung, der die InTube 800 in 4,5 Stunden vollständig auflädt.
Fazit: Ein E-Bike-Antrieb zum Genießen
Das QORE by Brose System ist sowohl ein aggressiver Draufgänger als auch ein durchdachtes, sensibles System mit ordentlich Power im Hintergrund. Wer technische Trails meistern, steile Rampen bezwingen und trotzdem nicht auf ein sanftes Ansprechverhalten verzichten will, findet mit dem Drive3 Peak ein wirklich tolles System vor. Der Antrieb bringt eine Menge Spaß auf Abwegen und genügend Ausgeglichenheit für alltägliche Anforderungen. Erste Hersteller, die das System integrieren sind Waldbike und Campus. Beide haben auf der diesjährigen Eurobike bereits Modelle mit dem Drive3 Peak vorgestellt.