Vor wenigen Jahren waren leichte E-Bikes eine absolute Seltenheit am Markt. Heute bieten selbst günstige Hersteller Modelle der Fliegengewichtsklasse an. Leichte Elektrofahrräder bieten viele Vorteile – doch nicht für jeden lohnt sich der Kauf. Was dir ein solches E-Bike bringt und wodurch sich die Modelle mit geringem Gewicht auszeichnen, erfährst du hier.
Ab wann gilt ein E-Bike als leicht?
Unter welchem Gewicht E-Bikes als „leicht“ bezeichnet werden, ist nicht fest definiert. Galten Bikes um 20 Kilogramm vor fünf Jahren schon als sehr leicht, haben die Hersteller sich bis heute ordentlich ins Zeug gelegt: Viele Modelle wiegen nur noch etwa 15 Kilogramm. Ausnahmen bestätigen hier die Regel, denn selbstverständlich gibt es auch viele noch leichtere E-Bikes.
Ob ein E-Bike generell als „leicht“ durchgeht, ist auch abhängig von der Klasse. So sind 20 Kilogramm für ein vollgefedertes Mountainbike schon weit unter dem Durchschnitt. Ein puristisches Urban-Bike ist mit 20 Kilogramm hingegen ziemlich schwer.
Darum spielt das Gewicht bei E-Bikes eine große Rolle
Je nach E-Bike-Typ gibt es unterschiedliche Gründe, warum Fahrerinnen und Fahrer ein leichtes Modell bevorzugen – oft steht der Wunsch nach mehr Komfort, Flexibilität oder besserem Handling im Vordergrund.
Leichte E-Mountainbikes profitieren von einem spürbar agileren und wendigeren Fahrverhalten – vor allem auf Trails oder in technisch anspruchsvollem Gelände. Puristische Urban-E-Bikes lassen sich leicht in die oberen Stockwerke tragen – ideal, wenn kein sicherer Abstellplatz im Erdgeschoss verfügbar ist. Leichte City-E-Bikes kannst du im Alltag bequem ein paar Stufen hochheben oder zügig über Bordsteinkanten manövrieren.
Trekking-E-Bikes mit schlanker Bauweise bringst du ohne großen Kraftaufwand auf den Fahrradträger – perfekt für den Urlaub und Ausflüge. Leichte E-Falträder lassen sich besonders einfach in Bus und Bahn mitnehmen oder ohne große Anstrengung die Treppe zum Bahnsteig hochtragen. Renn- und Gravel-E-Bikes mit niedrigem Gewicht helfen dir, auf langen Etappen kraftsparender und oft auch schneller unterwegs zu sein.
Gerade bei Frauen sind leichte E-Bikes besonders gefragt. Viele entscheiden sich bewusst gegen wuchtige Motoren oder schwere Rahmen – und setzen lieber auf ein agiles, leicht zu handhabendes Rad, das den Alltag erleichtert.
Doch nicht in jedem Fall ist ein leichtes E-Bike die beste Wahl. Wer täglich sehr lange Strecken fährt, viel Gepäck transportiert oder auf starke Motorunterstützung bei Steigungen angewiesen ist, stößt mit einem Leichtgewicht schnell an Grenzen. Leichtere E-Bikes haben oft einen schwächeren Motor, kleinere Akkus und weniger Komfortausstattung. Je nach Einsatzbereich kann daher ein etwas schwereres E-Bike mit mehr Power und Ausstattung sinnvoller sein.
Diese 4 Faktoren bestimmen das Gewicht deines E-Bikes
Bei leichten E-Bikes wird zugunsten des Gewichts die Ausstattung angepasst und häufig reduziert. Vier Faktoren sind dabei entscheidend: Motor, Akku, Materialien und Ausstattung.
Spezielle Motoren zur Gewichtsreduktion
Bei leichten Elektrofahrrädern kommen häufig kompakte Antriebssysteme zum Einsatz – zum Beispiel der Fazua Ride 60, der Mahle X30 oder Systeme wie der TQ-Mittelmotor. Die Motoren wiegen weniger als konventionelle Mittelmotoren und liefern genug Schub für Stadt, Pendelstrecke oder sportliche Touren – bei steilen Anstiegen können sie jedoch an ihre Grenzen stoßen. Ein Mittelweg zwischen Leichtgewicht und Leistung wäre hingegen die Bosch Performance Line SX – ein leichter Mittelmotor, der sich vor allem an die Bedürfnisse von E-Mountainbikern richtet.
Kleinere Akkus sparen einige Kilogramm
Der Akku ist einer der größten Faktoren für das Gewicht eines E-Bikes. Viele leichte Elektrofahrräder haben entsprechend Akkus mit 200 bis 400 Wattstunden. Für Alltagsfahrten reicht das aus, für Touren oder Ausflüge eher nicht. Einige Hersteller bieten jedoch optionale Range Extender für mehr Reichweite.
Leichte Materialien reduzieren das Gesamtgewicht
Die meisten konventionellen E-Bike-Rahmen werden heute aus Aluminium gefertigt. Dieser ist leicht, stabil und nicht allzu teuer. Wer noch weniger Gewicht will, greift zu Karbon: Das Material ist superleicht und zudem steif und gut zu verarbeiten. Nicht nur im Rahmen wird es eingesetzt, auch die Gabel und sogar die Felgen können aus Karbon angeboten werden. Doch eine solche Ausstattung geht schnell ins Geld.
Puristische Ausstattung hält das E-Bike leicht
Statt Federgabel, Dämpfer, Gepäckträger oder breiter Bereifung setzen viele Hersteller bei leichten Modellen auf Minimalismus. Das spart Gewicht, kann aber auch Komfort kosten – vor allem auf schlechten Wegen oder mit Gepäck. Für viele Komponenten lassen sich Alternativen in Leichtbauweise finden – jedoch zu einem entsprechenden Preis.
Dabei sind nicht alle Light-E-Bikes zwingend aus Karbon gefertigt, viele urbane Modelle punkten zum Beispiel mit puristischem Design, kompakten Heckmotoren und kleinen Intube-Akkus.
Leichte E-Bikes im Test: Unsere besten Preis-Leistungs-Tipps
Leichte E-Bikes müssen nicht immer teuer sein. Viele günstige Hersteller bringen mittlerweile Modelle deutlich unter 20 Kilogramm für unter 3.000 oder sogar unter 2.000 Euro auf den Markt – meist City-E-Bikes, urbane Commuter oder E-Falträder. Hier sind unsere aktuellen Favoriten.
Leichtes E-Bike für Damen: Der Testsieger Engwe Mapfour N1 Air ST
Nicht häufig legen Hersteller bei Tiefeinsteigern viel Wert auf ein geringes Gewicht. Der Low-Budget-Hersteller Engwe bringt mit dem Modell Mapfour N1 Air ST (Test) ein sportliches City-E-Bike mit Karbonrahmen auf den Markt. Das Mapfour N1 wird von einem Heckantrieb mit Drehmomentsensor angetrieben. Mit 360 Wattstunden ist der Akku eher moderat bemessen.
Der Tiefeinsteiger richtet sich als 16 Kilogramm leichtes E-Bike eher an Damen und kostet um 1.600 Euro im regulären Verkauf. Im Test konnte uns diese Version voll überzeugen. Für Herren sieht der Hersteller auch ein entsprechendes Modell im Diamantrahmen vor.
Absoluter Preis-Gewichts-Kracher: Fiido Air
Mit nur 13 Kilogramm Gesamtgewicht macht das Fiido Air (Test) seinen Namen wirklich alle Ehre. Der leichte urbane Commuter wird über einen Karbonriemen ohne Schaltung angetrieben. Dank des Mivice-Heckmotors mit Drehmomentsteuerung läuft das sportliche Bike solide und flüsterleise.
Auch die Komponenten können überzeugen. Einzig und allein die Akkukapazität von 209 Wh ist relativ knapp bemessen. Für alltägliche Distanzen dürfte die Reichweite geeignet sein – und was kann man für derzeit nur 1.499 Euro für so leichtes Karbon-E-Bike noch mehr erwarten?
Starke Reichweite trotz Leichtbau: Lemmo One MK2 Urban
Besonders überzeugt hat uns im Test das Lemmo One MK2 Urban. Selbst ohne Blick auf das Gewicht von nur 18 Kilogramm punktet das Lemmo One hinsichtlich der Alltagstauglichkeit und der Fahreigenschaften. Das leichte E-Bike mit Aluminiumrahmen bietet mit 520 Wattstunden eine großzügige Reichweite. Besonders spannend: Der Akku ist entnehmbar und als Powerbank nutzbar. Das Lemmo One gibt es in der Urban-Edition im Webshop ab 2.390 Euro.
E-Faltrad mit Fliegengewicht: Ado Air Carbon
Nicht alle E-Falträder sind aufgrund ihrer Größe auch leicht. Das Ado Air Carbon (Test) jedoch schon – sogar ultraleicht. Mit 12,8 Kilogramm Gesamtgewicht lässt es sich problemlos überall hin mitnehmen.
Der leistungsfähige Bafang-Heckmotor wird über einen Drehmomentsensor gesteuert und bietet ein gut abgestimmtes Fahrgefühl, welches durch den recht stabilen Karbonrahmen unterstützt wird. Mit 345 Wattstunden reicht die Power des Akkus in der Sattelstütze außerdem für mehr als nur die letzte Meile. Das Ado Air Carbon ist im Webshop ab 2.099 Euro erhältlich.
Kaufberatung: So findest du das perfekte leichte E-Bike
Beim Kauf von leichten E-Bikes solltest du nicht nur auf das Gewicht achten. Das Modell sollte in jeder Hinsicht zu deiner Körpergröße, deinen Komfortansprüchen und dem geplanten Einsatzbereich passen. Hier ein paar Tipps speziell für den Kauf von leichten E-Bikes.
Rahmenform und -größe
Diamantrahmen mit geradem Oberrohr bieten mehr Stabilität und wirken sportlicher, ein Tiefeinsteiger lässt dich jedoch komfortabler auf- und absatteln. Leichte E-Bikes speziell für Damen werden häufig als Tiefeinsteiger oder mit Trapezrahmen angeboten und eignen sich für kleinere Körpergrößen.
Handling und Fahreigenschaften
Nicht jeder Rahmen passt zu deiner gewünschten Haltung und dem gewünschten Feeling. Gerade leichte E-Bikes neigen eher zu einer sportlichen Sitzposition. Wähle ein Bike, auf dem du dich wohlfühlst. Du setzt auf ein leichtes Urbanbike, weil du das Fahrrad in der Wohnung abstellen willst? Teste, ob du es auch leicht heben kannst, ohne dich mit Schmierfett oder dem Dreck der Reifen zu beschmutzen.
Federung
Die meisten Light-E-Bikes haben keine Federung. In Kombination mit schmalen Reifen und einem steifen Rahmen kann das die Handgelenke beanspruchen. Achte darauf, ob du mit dem E-Bike deine gewohnten Strecken mit ausreichendem Komfort durchhältst.
Akkureichweite & Ausstattung
Kleinere Akkus haben weniger Gewicht – und eine kürzere Reichweite. Nicht immer stimmen die Angaben der Hersteller mit der Realität überein. Erkundige dich im Netz nach Erfahrungswerten. Puristisch sieht oft gut aus und sorgt für weniger Gewicht. Doch wenn du häufiger auf nasser Straße fährst, sind Schutzbleche ein Muss. Mit Gepäckträger fällt das Pendeln zur Arbeit außerdem leichter. Sorge für die passende Ausstattung – auch wenn es dich ein paar Gramm mehr kostet. Wie bei allen E-Bikes solltest du außerdem auf die Verarbeitung und die Auswahl hochwertiger oder zumindest ordentlicher Komponenten achten.
Fazit: Wann sich ein leichtes E-Bike wirklich lohnt
Leichte E-Bikes spielen vor allem im Stadtverkehr, auf Reisen oder für Menschen, die ihr Rad öfter mal tragen müssen, ihre Stärken voll aus. Doch Leichtbau heißt auch: bewusst wählen. Kleinere Akkus, schlankere Ausstattung und gezielte Technik erfordern einen klaren Blick auf deine eigenen Bedürfnisse.
Wer Komfort, Reichweite oder Power an erster Stelle sieht, sollte den Kompromiss kennen – oder gezielt nach Modellen suchen, die trotz geringem Gewicht möglichst viele Alltagsanforderungen erfüllen. Und wie immer steht die Entwicklung nicht still: Was heute noch als „leicht“ gilt, kann morgen schon der neue Standard sein.

