Ein Rahmen wie bei einem klassischen City-E-Bike mit tiefem Einstieg, kombiniert mit der Motorisierung eines ausgewachsenen Tourers. Wir haben das Kemoway K5 mit seiner überraschenden Ausstattung getestet und verraten, was uns dabei besonders überzeugt, wo es Kritik gibt und in welchem Umfeld das E-Bike die beste Figur macht.
Mehr als ein gewöhnliches City-E-Bike
Auf den ersten Blick wirkt das Kemoway K5 mit seinem klassischen City-Rahmen eher unauffällig. Doch wer genauer hinsieht, entdeckt schnell markante Details: Das 27,5-Zoll-Bike verfügt über ein auffallend breites Unterrohr – kein Zufall, denn darin ist ein großer 720-Wh-Akku untergebracht.
Dieser versorgt den Mittelmotor Ananda M100 mit Strom, der laut Datenblatt mit einem maximalen Drehmoment von beeindruckenden 110 Newtonmetern arbeitet. Das ist mehr, als die Vorzeigemotoren von Shimano oder Bosch bieten – und kostet mit 1.999 Euro deutlich weniger als vergleichbare Tourer-E-Bikes. Auch das komplett im Vorbau integrierte Display wirkt hochwertig und fügt sich nahtlos ins Design ein.
Die wichtigsten übrigen Komponenten stammen vom Markenhersteller Shimano: Die Schaltung läuft über ein Altus-Schaltwerk, während bei den Bremsen das hydraulische MT200-System zum Einsatz kommt – eine Scheibenbremse, die sich in unseren Tests bereits vielfach als äußerst zuverlässig bewährt hat.
Sogar eine Federgabel gehört zur Ausstattung: Die SR Suntour Nex mit 63 mm Federweg sorgt für angenehmen Fahrkomfort, insbesondere im urbanen Umfeld. Insgesamt bringt das Kemoway K5 mit allen Komponenten und Zubehör jedoch 29 Kilogramm auf die Waage und ist für eine Belastung mit zusätzlichen 125 Kilogramm ausgelegt. Dies verrät der kleine Aufkleber mit der CE-Kennzeichnung – welcher uns außerdem auch bestätigt, dass das Kemoway K5 auf dem europäischen Markt legal verkauft werden darf.
Akku und Bike – getrennt geliefert
Kemoway versendet das K5 in zwei Paketen: Der Akku samt Netzteil wird separat verschickt. Der Fahrradkarton ist ungewöhnlich kompakt – insbesondere für ein City-E-Bike normaler Größe. In unserem Fall kam er mit einer kleinen Delle an, verursacht durch den Vorbau, der von innen gegen den Karton drückte. Dabei hat er einen kleineren Lackschaden abbekommen.
Das sollte nicht die Regel sein – zumal laut Bedienungsanleitung der Vorbau eigentlich nicht vormontiert sein sollte. Das Vorderrad, die Pedale, den Scheinwerfer, die Klingel und sogar die Aufnahme für die Scheibenbremse am Vorderrad waren demontiert. Letzteres ist eher unüblich.
Dennoch gelingt der Aufbau mit dem mitgelieferten Multitool und der gut bebilderten, wenn auch nur englischsprachigen Anleitung problemlos. Auf Nachfrage versichert uns der Hersteller, dass er bei zukünftigen Chargen die Verpackung weiter optimieren will, um solche Transportschäden zu vermeiden.
Massiv gebaut und alltagstauglich
Nach dem Aufbau hinterlässt das Kemoway K5 einen durchweg positiven Eindruck. Der Rahmen wirkt hochwertig, das breite Unterrohr mit integriertem Akku verleiht dem Rad eine robuste Erscheinung. Besonders vorne sind die Schweißnähte sauber verarbeitet – am Heck etwas sichtbarer, aber nicht störend.
Auch im Detail überzeugt das K5: Ein Gummiband am Gepäckträger, ergonomische, gummierte Griffe und ein bequemer, breiter Sattel sorgen für spürbaren Komfort im Alltag. Weniger gelungen ist der Frontscheinwerfer – er wirkt weniger wertig als die übrigen Komponenten, das Stromkabel ist zudem unnötig lang. Schade, denn das Cockpit ist ansonsten aufgeräumt und funktional gestaltet.
Im Praxistest: Beeindruckende Motorleistung
Das Bedienteil an der linken Lenkerseite ist schön übersichtlich gehalten. Per Druck auf den Power-Schalter aktiviert sich das System. Die Taste ermöglicht außerdem den Wechsel zwischen den verschiedenen Menü-Ansichten im Display des Kemoway K5.
Das Display bietet insgesamt eine sehr schöne, kontrastreiche Darstellung und ist jederzeit gut ablesbar, auch wenn es bei Sonneneinstrahlung etwas spiegelt. In der Fahrtansicht gibt es die Geschwindigkeit, zurückgelegte Strecke, Unterstützungsstufe und verbleibende Akkukapazität an. Ein kleiner Balken signalisiert sogar, wie viel Power der Motor gerade hinzugibt.
Per langem Druck auf die Plus- und Minustaste lassen sich Licht und Schiebehilfe aktivieren, normale Druckzeiten ermöglichen den Wechsel zwischen fünf Unterstützungsstufen – mit spürbaren Unterschieden. Während Stufe 1 und 2 eher zurückhaltend agieren, entfalten Stufe 4 und vor allem 5 die volle Kraft des Ananda M100. In Kombination mit der 9-Gang-Schaltung von Shimano zieht das K5 selbst steile Berge hoch, als wären es sanfte Hügel – weit über das klassische City-Einsatzgebiet hinaus.
Nur 5 Sekunden dauert es bei ordentlichem Tritt, bis das E-Bike 25 km/h erreicht. Der Motor ist ein Biest – man spürt förmlich, wie er einen den Berg hinaufzieht – aber er ist auch entsprechend hörbar. Gerade am Berg schnurrt er ein wenig, was jedoch nicht allzu störend ist.
Komfort auf hohem Niveau
Im Gegensatz zur sportlichen Motorleistung steht die angenehm aufrechte Sitzposition. Ergonomische Griffe, breiter Sattel, gut erreichbare Bedienelemente und die gefederte Front sorgen für ein insgesamt sehr komfortables Fahrgefühl. Die breiteren Reifen dämpfen zusätzlich auf unebenem Terrain.
Das Kemoway K5 präsentiert sich im Test als echtes SUV unter den E-Bikes – wer hätte das bei dem harmlosen City-Look erwartet? Es verbindet den Komfort eines City-Bikes mit der Robustheit und Stabilität eines Tourers. Selbst leichte Trails lassen sich damit sicher und sogar halbwegs bequem fahren. Hinsichtlich der Bremswirkung sind wir erneut von Shimanos MT200 angetan und auch die Verarbeitung des E-Bikes zeigt sich beim starken Bremsen weiterhin hochwertig: Bei einer Vollbremsung aus über 40 km/h bleibt das Rad stabil, ohne wahrnehmbare Rahmenwindungen.
Selbst im Stand ist alles auf Praxistauglichkeit ausgelegt: Der Ständer lässt sich einhändig verlängern, sodass das E-Bike auch am Hang sicher abgestellt werden kann. Für das Laden in der eigenen Wohnung lässt sich der Akku vom Rad entnehmen. Der Mechanismus funktioniert flüssig und ermöglicht die Entnahme mit nur einem Handgriff – ohne langes Ruckeln und Fummeln.
Nach 60 km Fahrt auf dem Kemoway K5 – meist in Stufe 4-5 über so einige Hügel und in der Ebene – weist der Akku noch etwa 40 Prozent Kapazität auf. Das ist ein guter Wert, wie wir finden. Die Herstellerangabe von bis zu 170 km Reichweite erscheint zwar etwas hoch gegriffen, aber in einer niedrigeren Unterstützungsstufe sollten durchaus deutlich mehr als 100 km realistisch sein.
Die App – leider enttäuschend
Eine eigene Kemoway-App sucht man in den entsprechenden Stores vergeblich. Stattdessen wird das K5 über die Bikewise Pro-App gekoppelt, die von Nutzern jedoch eher mittelmäßig bis schlecht bewertet ist.
Die Verbindung über einen QR-Code auf dem Display funktioniert zwar reibungslos, bietet jedoch kaum Mehrwert: Die App zeigt größtenteils nur die Informationen, die auch das Display liefert. Ein kleines Community-Ranking und eine einfache Navigation sind dabei – aber Funktionen wie Motoranpassungen oder Systemstart per Bluetooth fehlen gänzlich. Hier ist klar Luft nach oben.
Fazit: SUV-Komfort zum City-Preis
Abgesehen von der wenig überzeugenden App überrascht das Kemoway K5 mit einer Motor-Power, die man so nicht erwartet hätte – und bietet alles, was ein modernes City-E-Bike braucht. Der Fahrkomfort ist erstklassig, die Ausstattung weitestgehend hochwertig. Dank Federgabel und starkem Motor eignet sich das Rad auch für anspruchsvollere Strecken und hügeliges Gelände.
Aber auch im dichten Stadtverkehr punktet das K5 mit seiner Beschleunigung und dem sicheren Fahrverhalten. Wer Komfort, Stabilität und Flexibilität sucht – auch abseits befestigter Straßen –, bekommt mit dem Kemoway K5 ein überzeugendes Gesamtpaket. Für derzeit 1.999 Euro im Kemoway-Webshop können wir dieses SUV-E-Bike definitiv empfehlen.
Wer es weniger robust, dafür aber schlank und leichter haben möchte, findet hingegen mit dem Tenways Ago Air einen Tiefeinsteiger im selben Preissegment (Test), ebenfalls mit Mittelmotor. Wesentlich günstiger und ebenfalls robust und komfortabel, dafür aber mit weniger hochwertigen Parts, zeigt sich das Hitway BK16, ein sehr günstiger Tiefeinsteiger mit Heckmotor (Test). Günstig und leicht ist hingegen das unter 16 Kilogramm schwere Engwe Mapfour N1 (Test), welches wir ebenfalls empfehlen können.