Starke Ausstattung, hohe Zuladung und clevere Details: Das Longtail-E-Lastenrad Fiido T2 bringt viel Nutzwert auf die Straße – und auch der Preis von 1.399 Euro ist äußerst verlockend. In unserem Test zeigt sich jedoch, dass das E-Bike ein Problem hat, das sich nicht ignorieren lässt.
Fiido T2: Erster Eindruck zum E-Lastenrad
Der Hersteller Fiido setzt bei seiner 2025er-Version des E-Lastenrads T2 auf eine robuste und möglichst alltagstaugliche Konstruktion. Das Longtail-Konzept mit langem Gepäckträger und tiefem Einstieg richtet sich klar an Familien. Eine Zuladung von 200 kg ist laut Fiido möglich. Das E-Bike ist insgesamt nur 186 cm lang.
Der Rahmen aus Aluminium mit integrierter Kabelführung wirkt stabil und ist wertig verarbeitet. Passgenau verbaute Komponenten, wie der Doppelständer, ein Lenkanschlag unter dem Steuerrohr und ein auffälliger Gepäckträger mit Holzplatte (58 cm lang) zeigen, dass bei der Planung Wert auf Praxistauglichkeit und Sicherheit gelegt wurde.
Mit knapp 40 kg inklusive Akku ist das E-Bike alles andere als ein Leichtgewicht, bleibt durch den tiefen Schwerpunkt aber gut beherrschbar. Die Fatbike-Reifen von CST in 20 x 4 Zoll sorgen für ein stabiles Fahrgefühl, auch bei hoher Beladung.
Fiido T2: Ausstattung und Technik im Überblick
Das Herzstück des Fiido T2 ist ein 998,4 Wh starker Akku, der sich unter dem Sattel befindet. Die Entnahme erfolgt durch Wegklappen des Sitzes. Zur Sicherung ist ein mechanisches Schloss verbaut, worüber per Schlüsselstellung das Bike auch aktiviert werden kann.
Beim Motor handelt es sich um einen im Hinterrad integrierten Nabenantrieb mit einer offiziellen Nennleistung von 250 Watt und einem Drehmoment von bis zu 55 Nm. In der von uns getesteten Version des E-Bikes (2025 statt 2024) sorgt ein Mivice-Drehmomentsensor für eine sehr direkte und natürlich wirkende Tretunterstützung. Das System reagiert präzise auf die Kraft, die auf das Pedal ausgeübt wird, und bietet in Verbindung mit der 7-Gang-Kettenschaltung von Shimano ein ziemlich harmonisches Fahrgefühl.
Vorne und hinten sind hydraulische Scheibenbremsen verbaut, die für ein einwandfreies Bremsverhalten sorgen. Vorne kommt ein Vierkolben-System zum Einsatz, das auch bei vollem Gepäck eine gute Verzögerung ermöglicht. Die Bremshebel bestehen aus Aluminium, liegen ergonomisch in der Hand und sind mit einem Sensor zur Motorabschaltung ausgestattet.
Zudem ist eine sehr laute elektrische Hupe verbaut. Sie kann in Lärmkulissen zwar praktisch sein, ist aber im öffentlichen Straßenverkehr in Deutschland nicht zugelassen – ein Thema, das wir beim Fiido T2 später leider erneut aufgreifen müssen.
Die Vorderradgabel verfügt über eine einfache Dämpfung mit 60 mm Federweg. Die schwarz beschichteten Standrohre fügen sich optisch gut ins Gesamtbild ein und vermitteln einen hochwertigen Eindruck. Das Fahrwerk filtert kleinere Unebenheiten wirkungsvoll, bleibt auf grobem Gelände aber eher hart.
Zur weiteren Ausstattung zählen LED-Leuchten vorne und hinten. Die Frontlampe ist direkt unter dem Frontträger montiert, was für eine gute Ausleuchtung sorgt, bei der hinteren ist eine Bremswarnleuchte tegriert. Zum Lieferumfang gehören auch Fußstützen für Mitfahrer, ein großzügiger Frontgepäckträger, Schutzbleche und diverses Werkzeug.
Fahrverhalten und Ergonomie: Sicher, kräftig und sehr variabel
Das Fiido T2 bietet im Alltag eine entspannte Sitzposition, die für Fahrer unterschiedlicher Körpergröße angenehm sein dürfte. Der tiefe Einstieg erleichtert das Auf- und Absteigen erheblich, besonders mit Gepäck oder Kind. Die Sitzhaltung ist aufrecht, der ergonomisch geformte Lenker in Verbindung mit dem verstellbaren Vorbau ermöglicht eine komfortable Ausrichtung für verschiedene Fahrer. Bei über 1,80 Körpergröße muss man aufgrund der nur begrenzt herausziehbaren Sattelstütze allerdings Abstriche machen.
Die Kombination aus breiten Reifen, Drehmomentsensor und direkter Motoransprache sorgt für ein agiles und gleichzeitig sehr kontrolliertes Fahrgefühl. Wer den standardmäßig verbauten Gasgriff nutzt, kann auch aus dem Stand zügig losfahren, was besonders bei voller Beladung hilfreich sein kann.
Über das Display oder die begleitende App des Herstellers lassen sich fahrspezifische Anpassungen vornehmen. Eine davon bietet beispielsweise die Möglichkeit, einen „Rocket-Mode“ zu aktivieren, der unterstützte Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h ermöglicht (in Deutschland illegal). Auch der Tastenton sowie die Anzahl der Unterstützungsstufen lassen sich dort anpassen (die illegale Hupe jedoch nicht). Am kleinen Display befindet sich außerdem ein USB-A-Ladeport, um unterwegs das Handy oder andere Geräte aufladen zu können.
Theoretisch gibt es noch eine automatische Entsperrmöglichkeit mit der Fiido Watch, welche ich aber auch schon in anderen Tests des Herstellers nicht zuverlässig zum Laufen gebracht habe. Grundsätzlich ist das auch eher eine Spielerei, die nicht wirklich super sinnvoll ist. Für einen sicheren Stand beim Be- und Entladen sorgt ein stabiler Zweibeinständer. Ein kleiner Nachteil dabei ist, dass die Metallfüße des Ständers ohne jeden Schutz direkt auf dem Boden stehen und so immer ein leichtes Kratzgeräusch entsteht. Gummikappen könnten hier sehr einfach Abhilfe schaffen. Für Sicherheit sorgt zusätzlich ein integrierter Lenkanschlag, der ein ungewolltes oder zu weites Verdrehen des Vorderrads verhindert.
Positiv fällt im Alltag zudem auf: Trotz Regenphasen zeigten sich bei unserem Test des E-Bikes im Gegensatz zum Jobobike Transer Longtail (Test) am Holzgepäckträger kaum Spuren wie Schimmel oder Ähnliches. Nur bei den Schrauben der Griffe zeichnete sich leichter Flugrost ab. Der Sattel fühlt sich gut und langstreckentauglich an.
Fiido T2: Reichweite und Akku in der Praxis
Die Reichweite des Fiido T2 hängt wie immer stark von Modus, Beladung und Geländeprofil ab. Der Hersteller gibt für die uns vorliegende Variante folgende Werte an: bis zu 136 Kilometer im Eco-Modus, rund 114 Kilometer im Sport-Modus und etwa 102 Kilometer im Turbo-Modus. Gemessen wurden die Werte jeweils mit 85 Kilogramm Gesamtgewicht bei 27 Grad auf ebener Strecke. In der Realität ist aufgrund wechselnder Bedingungen jedoch mit einer geringeren Reichweite zu rechnen.
Das gesamte System ist IP54-zertifiziert und somit vor Spritzwasser geschützt. Geladen wird entweder direkt am Rad oder separat. Die Ladeleistung beträgt 3 Ampere bei 48 Volt, was etwa 7 Stunden Ladezeit entspricht. Der Schlüssel, der zur Aktivierung des Systems dient, verbleibt während der Fahrt im Schloss.
Der Knackpunkt: Das Fiido T2 hat keine Straßenzulassung
Auch wenn das E-Bike an fast allen Stellen überzeugt, scheitert der sorglose Einsatz hierzulande an einer rechtlichen Hürde. So besitzt das Fiido T2 leider keine CE-Kennzeichnung und ist somit für den Betrieb auf öffentlichen Straßen in der EU nicht zugelassen. Die Möglichkeit, über die App gesetzliche Geschwindigkeitslimits aufzuheben, macht das Modell zusätzlich problematisch. Auch wenn ich keinen Leistungsprüfstand zur Hand habe, sagt mir mein Gefühl aus etlichen Tests, dass das Fiido T2 eine höhere Motorleistung als 250 W liefert. Das macht zwar ultra viel Spaß – hat aber im Zweifel Konsequenzen.
Lohnt sich das E-Lastenrad Fiido T2?
Das Fiido T2 ist für den Preis von 1.399 Euro ein insgesamt konkurrenzlos gutes Gesamtpaket. Es fährt sich kraftvoll, komfortabel und sicher, bietet eine hohe Reichweite, clevere Features und eine praxistaugliche Ausstattung.
Allerdings bleibt die fehlende Straßenzulassung ein massiver Nachteil für den regulären Einsatz in Europa. Für Familien mit großem Privatgrundstück, in sehr ländlichen Gegenden oder für den Transport auf Betriebsgeländen ist das Fiido T2 dennoch ein spannendes E-Bike. Für Interessenten von E-Lastenrädern mit einem schmalen Budget kann es eine sinnvolle Alternative zu oft deutlich teureren Marken-Lastenrädern sein. Wenn der Preis aber nur eine untergeordnete Rolle spielt, lohnt sich ein Blick auf das Tenways Longtail Duo, das für 3.499 Euro zu haben ist. Eine legale Alternative unter 3.000 Euro bietet zudem das Jobobike Transer (Test). Unter 2.000 Euro ist das Lankeleisi Wombat (Test) zu haben, welches allerdings ebenfalls nicht ganz legal ist.