Sportliche City-E-Bikes mit geringem Gewicht werden immer gefragter. Mittlerweile bieten einige Hersteller in diesem Segment daher auch recht günstige Modelle an. Einer dieser Hersteller ist Reany. Das Modell V1 Vivo ist für unter 2.000 Euro zu haben, wiegt keine 20 kg und tritt als cleaner Tiefeinsteiger auf. Was das E-Bike zu bieten hat und womit es punkten kann, erfährst du in diesem Test.
Reany V1 Vivo im Test: Leicht, günstig und überraschend dynamisch
Die niederländische Marke Reany bietet E-Bikes in der unteren und mittleren Preisklasse an. Das Modell V1 Vivo ist die etwas günstigere Version des Reany V1. Beide E-Bikes ähneln sich hinsichtlich des Designs als cleaner Tiefeinsteiger sehr. Das Reany V1 Vivo ist jedoch mit einem hauseigenen Heckmotor mit 38 Nm Drehmoment ausgestattet und hat ein leicht verändertes Cockpit ohne integrierte Lampe. Außerdem ist es mit 19,4 kg Gewicht etwas schwerer.
Dennoch muss sich das günstigste Modell von Reany nicht hinter seinem großen Bruder verstecken: Schon beim Herausheben aus der Verpackung merkt man, wie leicht das E-Bike eigentlich ist. Auch ohne Hilfe lässt sich das Bike aus dem kompakten Karton heben. Der Rahmen ist gut mit Pappe geschützt, wodurch die elegante Lackierung in „Fresh Grey“ geschont wird. Allerdings ist an unserem Modell die Klingel etwas beschädigt. Doch das lässt sich schnell lösen: Der Kundenservice von Reany ist gut erreichbar und schickt uns gleich Ersatz hinterher.
Der Rest des E-Bikes ist schnell aufgebaut – auch ohne Anleitung, die bei unserem Modell fehlte. Erst nach diesem Test wurde der Link zur Aufbauanleitung auf der Produktseite des V1 Vivo bei den Spezifikationen platziert. Doch vor Ständer, Pedalen sowie Front- und Heckreflektoren brauchen sich auch Laien nicht fürchten. Das nötige Werkzeug zum Aufbau ist im Lieferumfang enthalten.
Design-Highlight: Clean, schlank und kaum als E-Bike zu erkennen
So hat man nach wenigen Minuten bereits das fertige Reany V1 Vivo vor sich stehen: Clean, elegant und vor allem schlank ist das City-E-Bike. Nur ein paar ungeschliffene Schweißnähte geben dem Rahmen einen etwas „roughen“ Look – der recht gut zu der grauen Lackierung passt.
Vor allem der schmale Akku im Unterrohr mit 360 Wh sowie der extrem kompakte Heckmotor lassen das E-Bike fast nicht als solches erscheinen. Das im Vorbau integrierte Display rundet das cleane Design ab und ist ein absoluter Hingucker.
Fahrgefühl in der Praxis: Agil, flink und mit viel Fahrspaß
Bereits beim Aufsatteln fällt auf: die Sitzposition ist auf diesem E-Bike eher aufrecht. Trotz der sportlich-schlanken Optik fällt das Reany V1 Vivo damit eher in den Bereich eines konventionellen und bequemen City-E-Bikes – und geht weniger als sportlicher Urban Commuter durch. Über den verstellbaren Vorbau lässt sich die Sitzposition bei Bedarf allerdings ein wenig dynamischer gestalten. Durch das fehlende Oberrohr ist der Einstieg sehr komfortabel.
In der Stadt kommt man mit dem Reany sehr gut voran. Die Übersetzung des Singlespeed-Antriebs (feste Übersetzung, keine Gangschaltung) ist ausgezeichnet gewählt. Aus dem Stand ist die Anfahrt mithilfe des Motors leichtgängig und dennoch ist es möglich, über die 25 km/h hinauszutreten – allerdings wird die Trittfrequenz oberhalb der 28 km/h ziemlich hoch.
Dass der kompakte Motor nur moderate 38 Nm bringt, spürt man kaum. Der Heckantrieb sorgt in jeder Situation für ordentlich Schub und gibt auch in der hügligen Bodenseeregion nicht klein bei. Eine Gangschaltung vermisst man hier nicht – und der wartungsarme Riemen entpuppt sich als komfortable Lösung der Kraftübertragung.
Doch vor allem die leichte Bauweise ist es, die am Reany V1 Vivo für eine Extraportion Fahrspaß sorgt. Das City-E-Bike lässt sich hervorragend beschleunigen, hat ein gutes Kurvenverhalten und ermöglicht dadurch eine sehr dynamische Fahrweise. Genau das, was man im alltäglichen Pendelverkehr braucht.
Komfort im Alltag: Bremsen, Sattel und Details überzeugen
Hinsichtlich der Sicherheit kann das E-Bike ebenfalls punkten: Die hydraulischen Scheibenbremsen tragen zwar keinen Markennamen, doch sie erfüllen ihren Job hervorragend. Dabei erinnern sie ziemlich stark an die Modelle von Tektro: Gute Verzögerung und leichte Dosierbarkeit. Das stylisch im Schutzblech integrierte Rücklicht sowie die unter dem Lenker positionierte Frontleuchte sorgen für Sicht und Sichtbarkeit bei Nacht oder Dämmerung.
Auch die oft weniger beachteten Details stimmen: Der Fahrradständer ist unten etwas breiter und bietet auch auf weichem Untergrund wie Rasen ausreichend Stabilität. Für Komfort an den Kontaktpunkten sorgen die Pedale, Griffe und der Sattel. Obwohl die Griffe nicht profiliert sind, bieten sie guten Halt. Das Material ist gut gewählt: Selbst bei schwitzenden Händen rutscht man hier nicht ab.
Der Sattel wirkt auf den ersten Blick bereits komfortabel und enttäuscht auch während der Fahrt nicht: Hiermit lässt es sich einige Kilometer aushalten. Sogar ein kleines verstecktes Komfort-Feature ist unter dem Sitz verborgen: Ein kleiner Haltegriff hilft, das recht leichte E-Bike auch mal ein paar Treppenstufen hochzutragen. Selbst bei den Pedalen gibt sich Reany nicht mit den günstigsten Produkten zufrieden, sondern verbaut profilierte Modelle, die viel Grip bieten.
Cooles Feature: cleanes Display im Vorbau überrascht positiv
Ein kleines Highlight während der Fahrt, aber auch im Stand ist das Display. Im Vorbau integriert, fügt es sich unheimlich clean in das Design des Bikes ein. Die Helligkeit und der Kontrast sind sehr gut gewählt: Selbst bei starkem Sonnenschein lässt sich das Display gut ablesen.
Auf dem Display finden sich Standardwerte wie die Geschwindigkeit, Streckenkilometer oder der Akkustand. Über das Farbschema des Displays lässt sich außerdem auf einen Blick erkennen, welche Unterstützungsstufe gerade gewählt wird. Das sieht gut aus und ist vor allem hilfreich, wenn man im fließenden Verkehr nur das periphere Sichtfeld für den Blick aufs Display nutzen kann. Das Bedienteil für das Reany V1 Vivo befindet sich am linken Griff. Mit dem Daumen schaltet man sich leicht durch die Unterstützungsstufen, ohne die Hand vom Lenker nehmen zu müssen.
Ein cooles Zusatzfeature: Wer nach der Fahrt eine genauere Analyse haben möchte, sieht auf dem Display auch, wie lange welche Unterstützungsstufe genutzt wurde und wie stark der Motorinput war. Zusätzlich zum Display gibt es von Reany auch eine App. Doch der Mehrwert ist begrenzt. Die App zeigt größtenteils das an, was man auch auf dem Display selbst findet.
Unser Fazit: Viel City E-Bike fürs Geld – mit Mini-Einschränkungen
Insgesamt kann das Reany V1 Vivo mit Fahrspaß und Komfort überzeugen. Zwar wirkt das E-Bike durch das schlanke Design durchweg sportlich, doch auf eine komfortable und übersichtliche Sitzposition auf einem gemütlichen Sattel muss hier niemand verzichten. Optisch urban, in der Praxis gemütlich – Reany gelingt hier eine gute Mischung für den städtischen Alltag. Der Preis von 1.999 Euro im Shop von Reany ist dabei fair gewählt.
Der Heckantrieb schiebt gut an und bei unserem Test, bei dem wir häufig auch die höheren Stufen genutzt haben, sind wir zwischen 60-70 km mit dem doch recht schlanken Akku gefahren. Mehr als genug für die täglichen Pendelstrecken. Damit ist das Modell auch für leicht hüglige Umgebungen geeignet. Die Grenzen des Reany V1 Vivo sehen wir jedoch dort, wo es vermehrt Anstiege gibt. In den Bergen und bei starken Steigungen stößt die Single-Speed-Lösung ohne Gangschaltung an ihre Grenzen.
Für alle Flachland-Biker, die ein flinkes, aber gemütliches Gefährt für die Fahrt zum Einkauf, zur Arbeit oder auch für kleinere Touren suchen, ist das Reany gut geeignet. Wer seine Tasche nicht auf dem Rücken tragen möchte, sollte zudem einen Gepäckträger ordern. Im Shop von Reany lassen sich sowohl Modelle fürs Heck als auch für die Front erwerben.
Alternativen im Vergleich: Tenways CGO 800S und Engwe N1 Air
Noch etwas cleaner und stolze zwei Kilogramm leichter als das Reany V1 Vivo ist der große Bruder, das „V1“ (ohne Vivo). Dieses E-Bike integriert die Lampe im Lenker und führt die Kabel durch schlanke Öffnungen in den Rahmen. Außerdem setzt es auf einen Motor von Mivice – die in unseren bisherigen Tests immer sehr gut abgeschnitten haben.
In etwa der gleichen Liga wie die Reanys spielt auch das Tenways CGO 800S (Testbericht) mit, welches dem V1 Vivo sowohl im Design als auch hinsichtlich des Komforts und der Dynamik sehr ähnelt. Hier gibt es sogar eine Federgabel hinzu – allerdings wiegt das E-Bike etwa drei Kilogramm mehr.
Deutlich günstiger und leichter, dafür aber mit Abstrichen im cleanen und eleganten Look kommt das Engwe Mapfour N1 Air (Testbericht) daher. Dieser Tiefeinsteiger hat einen kräftigen Heckantrieb, ebenfalls einen Akku von 360 Wattstunden – das Design ist jedoch Geschmackssache.