Der Hersteller galt als Paradebeispiel für bezahlbare E-Bikes mit solider Technik – und als einer der Treiber für massentaugliche E-Mobilität im Alltag. Dennoch hat Rad Power Bikes jetzt Insolvenz angemeldet. Der Fall zeigt exemplarisch, wie schwer es selbst breit aufgestellten E-Bike-Marken nach dem Pandemie-Boom fällt, wirtschaftlich zu überleben. Auch hier könnte das endgültige Aus bevorstehen.
Rad Power Bikes insolvent: Ein E-Bike-Pionier stürzt ab
Aufgrund sich früh abzeichnender Probleme hatte sich das Unternehmen bereits Ende 2023 dazu entschieden das Geschäft in Deutschland und Europa einzustellen. Doch auch danach stabilisierte sich die Lage nicht. Lieferengpässe, Managementwechsel, Rückrufprobleme und mehrere Klagen belasteten das Unternehmen.
Rad Power Bikes ist damit jedoch nicht allein. Viele E-Bike-Hersteller haben ihre Produktion während des Booms massiv ausgeweitet, mussten sich anschließend jedoch mit vollen Lagern, sinkender Nachfrage und steigenden Kosten auseinandersetzen. Was bei kleineren Marken oft leise verschwindet, trifft mit Rad Power Bikes nun einen Hersteller mit gewissem Pioniergeist.
Besonders schwer wog zusätzlich eine Warnung der US-Verbraucherschutzbehörde. Akkus älterer Modelle können sich entzünden, hieß es. Das Unternehmen erklärt daraufhin wenig zuversichtlich, dass man schlicht kein Geld für eine Rückrufaktion habe. Gegründet 2015, sammelte Rad Power Bikes insgesamt rund 330 Millionen Dollar an Investorengeldern ein.
Das Unternehmen hat inzwischen jedoch Schulden in Höhe von 72,8 Millionen Dollar angehäuft. Und das bei Vermögenswerten von nur 32,1 Millionen. Der Bestand an E-Bikes und Zubehör wird mit rund 14 Millionen Dollar bewertet. Ziel ist es nun, innerhalb von 45 bis 60 Tagen einen Käufer zu finden, um den Betrieb zumindest teilweise zu retten.

Die Marke selbst zeigt sich kämpferisch. In einem Statement heißt es: „Wir geben nicht auf. Wir fühlen uns unseren Kunden und unserer Community weiterhin zutiefst verpflichtet und konzentrieren uns darauf, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Zukunft der Marke zu stärken“.
Modelle wie das RadMission (Test), der RadRunner Plus (Test) oder der RadExpand 5 (Test) wurden schnell zu Verkaufsschlagern. Auch in unseren Tests überzeugten die Räder durch einfache, robuste Technik, ein stimmiges Gesamtkonzept und ein für die Ausstattung sehr attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis. Rad Power Bikes traf damit einen Nerv – vor allem bei denjenigen, die ein zuverlässiges Alltags-E-Bike einem teuren Prestigeprodukt vorzogen.
Hinter den Kulissen wuchs der Druck aber anscheinend immer mehr. Ein klassisches Beispiel dafür, dass gute Produkte allein nicht ausreichen, wenn Management, Finanzen und nachhaltige Qualitätssicherung nicht nachziehen.
Was bedeutet das für Kunden?
Für die verbliebenen Kunden ist das besonders bitter, wenn ihre Räder im Alltag jahrelang zuverlässig funktioniert haben. Ersatzteile könnten nun auch in den USA schwerer verfügbar werden, Serviceleistungen dürften ebenfalls wegbrechen. Noch schwieriger ist die Situation für Besitzer zurückgerufener Akkus, da es weder Rückgabemöglichkeiten noch Ersatz gibt.
Traurig ist die Insolvenz auch deshalb, weil Rad Power Bikes lange als Beweis galt, dass gute E-Bikes nicht teuer sein müssen. Die Marke stand für praktische, zugängliche Mobilität statt Luxus und Lifestyle. Dass ausgerechnet ein solcher Anbieter offenbar scheitert, zeigt, wie schwierig der Markt geworden ist. Auch für Unternehmen, die zumindest teilweise einiges richtig gemacht haben.














