Das neue PVY M29 für 699 Euro will ein E-MTB für Alltag, Arbeitsweg und leichtes Gelände sein. Im Test zeigen wir, wie gut sich das E-Bike in der Praxis macht. Wir klären dabei, wie es mit der Akkureichweite tatsächlich aussieht und ob bei dem äußerst niedrigen Preis Kompromisse nötig sind.
Unboxing und erster Eindruck
Das PVY M29 ist nach wenigen Handgriffen fahrbereit. Vorderrad einsetzen, Frontlicht montieren, Lenker ausrichten, Sattel einstecken und festziehen, mehr ist nicht nötig. Werkzeug, Ladegerät und eine englische Anleitung liegen dafür bei.


Die Lackierung macht einen sehr ordentlichen Eindruck, auch die Schweißnähte sehen für diese Preisklasse ordentlich aus. Insgesamt wirkt der Rahmen solide und eher robust als filigran. Neben der hier getesteten weißen Variante gibt es das E-Bike noch in einem auffälligen Orange sowie in Grau. Laut PVY bringt es das M29 auf ein Gesamtgewicht von 26,3 kg.
Unübersehbar ist der Akku. Er sitzt großzügig auf dem Unterrohr und trägt deutlich auf. Diese Lösung ist sicher nicht schön, aber immerhin praktisch. Die Batterie lässt sich ganz einfach entriegeln, abnehmen und getrennt vom Rad laden, etwa in der Wohnung oder im Büro.
Die Kabel verlaufen zum Großteil im Rahmen, am Lenker wird es dann aber doch etwas unübersichtlich. Vor dem Steuerrohr liegen mehrere Kabel recht straff an. Bei starkem Lenkeinschlag geraten sie geringfügig unter Spannung.



Ausstattung und Technik im Detail
Ab Werk kommt das PVY M29 fast nackt daher. Schutzbleche sowie ein Gepäckträger fehlen. Vorn ist zwar ein starker Scheinwerfer an Board, hinten liegt jedoch lediglich ein Reflektor bei. Für den Straßeneinsatz ist also mindestens ein Rücklicht nötig, am besten zusammen mit Schutzblechen und einer herkömmlichen Klingel.
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Motor & Sensorik
Im Hinterrad arbeitet ein Nabenmotor mit 250 Watt Nennleistung, der laut Hersteller 50 Newtonmeter Drehmoment liefert. Leider verfügt der Antrieb nur über einen Kadenzsensor. Dieser erkennt lediglich, dass sich die Pedale drehen und nicht, wie kräftig gerade getreten wird. Die Unterstützung hängt daher mehr von der gewählten Stufe und der Zielgeschwindigkeit als von der Tretkraft ab.
Im Auslieferungszustand unterstützt der Motor bis 25 km/h und verhält sich damit wie ein herkömmliches Pedelec. Über die Bedieneinheit am Lenker ist es jedoch laut Anleitung möglich, diese Grenze auf 32 km/h anzuheben. Zusätzlich liegt dem Rad ein Daumengashebel bei, der sich einfach über einen Stecker anbringen lässt.
Hinweis: Mit Gashebel oder hochgesetzter Geschwindigkeit bewegt sich das M29 im deutschen Straßenverkehr rechtlich nicht mehr als Pedelec. Das gilt je nach Auslegung auch alleine für die Möglichkeit der Erhöhung.
Akku mit potenziell hoher Reichweite
Neben dem Motor ist der Akku mit 48 Volt und 17,5 Amperestunden das Herzstück des Systems. Er liefert mit seinen außergewöhnlich starken 840 Wh viel Energie für lange Strecken. Über eine kleine Taste am Akku lässt sich der Ladestand grob ablesen. Eine vor Regen schützende Gummiabdeckung über dem Ein- und Ausschalter wäre noch sinnvoll gewesen. Die gibt es nur bei der Buchse für das Ladekabel.



Display & Bedienung
Das monochrome LC-Display am Lenker ist übersichtlich gehalten. Es zeigt den Akkustand, die Geschwindigkeit, die gewählte Unterstützungsstufe und den Kilometerstand (aktuell oder gesamt) an. Die Zahlen sind auch bei hellem Tageslicht noch gut lesbar. Über die Bedieneinheit wird auch das vom Akku gespeiste Vorderlicht an- und ausgeschaltet oder die elektrische Hupe betätigt (die laut StVZO nur bei S-Pedelecs erlaubt ist).
Schaltung, Bremsen & Fahrwerk
Das PVY M29 ist mit einer Shimano-7-Gang-Kettenschaltung der Tourney-Reihe ausgestattet. Diese gehört klar zur Einstiegsklasse, macht ihre Sache im Alltag aber gut. Unter Last schaltet das System ausreichend zuverlässig. Die Übersetzung ist für den Stadtverkehr, Pendelstrecken und leichte Anstiege passend.


Vorn und hinten kommen mechanische Scheibenbremsen mit 160 mm großen Scheiben zum Einsatz. Sie arbeiten unspektakulär und für diesen Preisbereich erwartbar. Bei häufigen Abfahrten oder viel Gepäck wäre ein Upgrade allerdings sinnvoll.
Die 29-Zoll-Laufräder haben breite Reifen (2,125 Zoll). Das Profil liegt zwischen dem von Straßen- und Geländereifen. Auf Asphalt rollen sie gut, auf Feldwegen bieten sie etwas zusätzlichen Grip und dämpfen kleinere Unebenheiten. Der Sattel ist brauchbar, aber ungefedert.


Die Federgabel vorn ist sperrbar. Optisch wirkt sie, als hätte sie einen längeren Federweg, in der Praxis dämpft sie jedoch nur über einen Bereich von ungefähr 5 cm. Ein Aufkleber weist explizit darauf hin, dass sie nicht für Downhill gedacht ist. Für schlechte Straßen, Kopfsteinpflaster und leichte Schotterwege ist sie aber mehr als ausreichend.


Fahrverhalten im Alltag: So fährt sich das PVY M29
Unterwegs macht sich die sportliche Ausrichtung des PVY M29 schnell bemerkbar. Das lange Oberrohr und der breite Lenker führen zu einer leicht nach vorn geneigten Sitzposition und breitem Griff. Für Fahrer zwischen 1,60 und 1,85 Metern sollte die Sitzposition bequem sein.
Die großen Räder sorgen in der Praxis für viel Laufruhe. Schlaglöcher glätten sie zusammen mit der Federgabel spürbar. Der Motor setzt nach ungefähr einer Pedalumdrehung ein. In der niedrigsten Stufe hilft der Antrieb moderat, die Unterstützung fühlt sich eher wie ein leichter Rückenwind an. In der höchsten der insgesamt drei Stufen zieht das Rad dann deutlich kräftiger bis zur Höchstgeschwindigkeit an.

Ohne Begrenzung auf 25 km/h zeigt der Motor seine volle Leistung. Die 500 Watt reichen aus, um im Test auch steile Anstiege im hügeligen Kaiserstuhl mit hohem Tempo zu erklimmen.
Die mechanischen Bremsen bieten eine solide Grundsicherheit, erfordern jedoch etwas mehr Kraft. In der Ebene und bei normaler Geschwindigkeit reichen sie völlig aus und vermitteln ein sicheres Gefühl. Wer häufiger viel Gewicht mitnimmt, sollte sich jedoch bewusst sein, dass hier ein vergleichsweise günstiges Bremssystem arbeitet. Der Hersteller gibt eine maximale Zuladung von starken 150 kg an.

Reichweite im Praxistest
PVY bewirbt das M29 mit einer maximalen Reichweite von bis zu 120 Kilometern. Dieser Wert ist aber nur unter optimalen Bedingungen theoretisch erreichbar. Viel wichtiger ist, wie weit der Akku im Alltag tatsächlich trägt.
Im Test zeigt sich, dass bei sehr sparsamer Fahrweise und niedriger Unterstützungsstufe Distanzen von 70 bis 80 Kilometern realistisch sind. Dafür muss allerdings überwiegend langsam gefahren werden. Deutlich praxisnäher ist eine mittlere Unterstützung. Wer mit Stufe 2 unterwegs ist, in die Pedale tritt und nur gelegentlich stärkere Anstiege bewältigen muss, kann mit etwa 60 bis 65 Kilometern pro Ladung rechnen. Das ist für ein E-Bike dieser Preisklasse ein guter Wert.

Häufige Fahrten in der höchsten Stufe und viele Höhenmeter verkürzen die Reichweite entsprechend. Auch ein hohes Fahrer- und Gepäckgewicht, starker Gegenwind und niedrige Temperaturen reduzieren die Distanz spürbar. Flache Strecken bei mildem Wetter nutzen die Akkukapazität am besten aus.
Das Ladegerät arbeitet geräuschlos. Aufgrund des eher niedrigen Ladestroms von 2 Ampere beläuft sich die Ladezeit jedoch auf rund 9 Stunden, um den Akku von 0 auf 100 Prozent zu bekommen. Wer das Rad nur alle paar Tage nutzt, kommt damit sicher gut zurecht. Bei längerem Pendeln empfiehlt es sich, den Akku immer über Nacht zu laden.
Für wen lohnt sich das PVY M29?
Das PVY M29 ist für 699 Euro ein typisches Beispiel dafür, was heute bei E-Bikes für relativ wenig Geld möglich ist. Dazu muss man als Käufer aber dennoch bereit sein, an manchen Stellen Abstriche zu machen. Dennoch erhält man einen kraftvollen Hinterradmotor, einen starken Akku, 29-Zoll-Laufräder und ein sportliches Fahrgefühl.

Positiv fallen die hohe Reichweite im Alltag, das stabile Fahrverhalten, die sportliche Sitzposition und die gute Kletterfähigkeit auf. Wer einen direkten, eher lebhaften Charakter mag und gerne etwas flotter unterwegs ist, wird mit dem M29 sicher viel Spaß haben. Nachteilig sind die einfach gehaltenen Bremsen, die begrenzte Leistungsfähigkeit der Federgabel und die fehlende Vollausstattung für den Stadtverkehr. Am Ende ist das E-Bike so auch leider nicht legal im deutschen Staßenverkehr.
Das M29 ist empfehlenswert für preisbewusste Fahrer, die ein sportlich ausgelegtes E-Bike mit großer Reichweite suchen, keinen Wert auf Komfortausstattung legen und kleinere Schwächen selbst nachbessern können. Es passt gut zu Pendlern mit mittleren Distanzen und ganz allgemein zu Fahrern, die häufig über Feld- und Waldwege fahren.
E-Bike-Alternativen zum PVY M29
Eine komfortorientiertere Alternative zum M29 ist das Engwe E26 (Test), das beim Hersteller für 1.499 Euro erhältlich ist. Das starke Fatbike verfügt über einen Heckmotor mit bis zu 70 Nm, einen 768-Wh-Akku, hydraulische Scheibenbremsen sowie 26 x 4 Zoll große Reifen. Es bietet mehr als das PVY M29, ist dafür aber wesentlich schwerer und doppelt so teuer.
Preislich näher am PVY M29 liegt das Bodywell M275 (Test), das aktuell 879 Euro kostet. Für diesen Preis gibt es einen 560-Wh-Akku, 27,5-Zoll-Laufräder und einen Ananda-Heckmotor mit 40 Nm. Wer viel Wert auf ein natürlicheres Fahrgefühl legt, bekommt mit dem Touroll MA2 (Test) einen City-Tiefeinsteiger mit 70-Nm-Mittelmotor, Drehmomentsensor, 468-Wh-Akku, Gepäckträger und kompletter StVZO-Ausstattung. Das MA2 ist bei Geekbuying für 769 Euro erhältlich, wenn beim Checkout der Gutscheincode EBKED521 eingegeben wird.














