JobRad meldet zwei Millionen Diensträder – doch nur jedes fünfte ist ein Bio-Bike. Eine Zahl zeigt, wie radikal das Leasing den deutschen Fahrradmarkt verändert hat.
Dienstwagen-Effekt: Leasing macht Lust auf teurere Modelle
JobRad erreicht noch 2025 das zweimillionste Dienstrad auf deutschen Straßen. Mit 45 Prozent Marktanteil ist das Freiburger Unternehmen mit großem Abstand Marktführer im Dienstradleasing. Doch hinter diesem Meilenstein verbirgt sich eine bemerkenswerte Verschiebung: Rund 80 Prozent der JobRäder sind E-Bikes. Klassische Fahrräder ohne Motor spielen im Leasing kaum eine Rolle mehr – eine Entwicklung, die den gesamten deutschen Fahrradmarkt prägt.
Die Parallele zum Pkw-Markt ist frappierend: Auch beim Dienstwagen-Leasing greifen Nutzer zu deutlich teureren Modellen als beim Privatkauf. Geleaste Pkw hatten 2024 einen durchschnittlichen Bruttolistenpreis von 47.088 Euro – etwa 8 Prozent mehr als der durchschnittliche Transaktionspreis für private Neuwagenkäufe (43.530 Euro). Der Grund liegt im System: Wer monatlich vom Bruttogehalt zahlt, spürt den Aufpreis für mehr Ausstattung weniger stark als beim Direktkauf.
Beim Fahrrad funktioniert dieser Mechanismus identisch: Ein E-Bike mit 3.000 Euro Listenpreis kostet den Leasingnehmer bei der 0,25-Prozent-Regelung nur 7,50 Euro monatlichen geldwerten Vorteil. Die tatsächliche Belastung liegt oft unter 100 Euro netto pro Monat – für ein hochwertiges E-Bike, das privat 2.500 bis 3.500 Euro kosten würde. Ein klassisches Fahrrad für 500 Euro rentiert sich dagegen kaum: Der Verwaltungsaufwand steht in keinem Verhältnis zur Ersparnis.
E-Bikes dominieren das Leasing doppelt so stark wie den Gesamtmarkt
Im deutschen Gesamtmarkt lag der E-Bike-Anteil 2024 bei 53 Prozent, wie aktuelle ZIV-Marktdaten zeigen. Im Leasing sind es 80 Prozent – ein Unterschied von 27 Prozentpunkten. Diese Diskrepanz offenbart die Hebelwirkung des Leasings: 20 Prozent des gesamten Fahrradabsatzes in Deutschland 2024 liefen über JobRad. Das bedeutet: Jedes fünfte in Deutschland verkaufte Fahrrad ist ein JobRad – und vier von fünf dieser JobRäder sind E-Bikes. Darin sind andere Leasingfirmen nicht mal eingerechnet. Das Leasing fungiert damit als Turbo für die Elektrifizierung des Radverkehrs.
E-Mountainbikes erreichten 2024 mit 40 Prozent den Spitzenplatz unter den E-Bike-Kategorien, wie der Zweirad-Industrie-Verband in seinen aktuellen Marktdaten berichtet. Auch im Leasing sind Premium-Modelle gefragt: Hochwertige E-MTBs ab 4.000 Euro, Trekking-E-Bikes mit Mittelmotor und großem Akku sowie Cargo-Bikes für Familien dominieren die Anfragen. Über 100.000 Arbeitgeber wie Bosch, SAP und Deutsche Bahn bieten JobRad an, sieben Millionen Beschäftigte haben Zugang.
Klassische Fahrräder: Hauptsächlich als Direktkauf-Option
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Wer ein klassisches Fahrrad ohne Motor kaufen möchte, tut das meist im Direktkauf. Im Leasing haben Bio-Bikes faktisch keine Chance mehr. Das liegt nicht nur am Preis, sondern auch an der Psychologie: Wer sich die Mühe macht, beim Arbeitgeber ein Dienstrad zu beantragen, möchte die volle Leistung mitnehmen – und das bedeutet in den meisten Fällen: elektrische Unterstützung für längere Pendelstrecken oder anspruchsvolle Touren.
Für Käufer ohne Leasing-Zugang gibt es aber dennoch attraktive Online-Alternativen im E-Bike-Segment: Das Tenways AGO Air mit hauseigenem Mittelmotor für 2.199 Euro kombiniert Komfort-Tiefeinsteiger mit Tour-Qualitäten und überzeugte in unserem Test durch Stabilität und Verarbeitung.
Wer es günstiger mag, findet im Eleglide C1 mit Ananda-Mittelmotor und 70 Nm für 1.049 Euro ein solides Trekking-E-Bike mit universellem Einsatzzweck. Sportliche Fahrer greifen zum Fiido C21 Gravel-E-Bike mit unter 18 kg für nur 999 Euro. Wer mehr über Leasing-Konditionen erfahren möchte, kann mit dem offiziellen JobRad-Vorteilsrechner die individuelle Ersparnis berechnen.
Leasing-Boom trifft auf Marktkrise
Die Erfolgsgeschichte des Dienstrads hat allerdings Schattenseiten: JobRad meldet trotz des Meilensteins erstmals stagnierende Umsätze in 2025 und plant Stellenabbau bei 850 Mitarbeitenden. Die gesamte Fahrradbranche kämpft mit hohen Lagerbeständen und schwacher Konjunktur. 2024 wurden in Deutschland 3,85 Millionen Fahrräder und E-Bikes verkauft – ein Rückgang von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie aus den aktuellen ZIV-Zahlen hervorgeht.
Dienstrad-Leasing hat sich als fester Bestandteil der deutschen Mobilitätslandschaft etabliert. Die 80-Prozent-E-Bike-Quote verdeutlicht aber auch, dass das Leasing vor allem ein Instrument zur Förderung elektrischer Mobilität ist – klassische Fahrräder bleiben fast schon eine Nische für Direktkäufer.