Geht es noch leichter? Diese Frage haben sich zwei deutsche Schrauber und Fahrradfans gestellt und in ihrer Garage das wohl leichteste E-Fully der Welt zusammengeschraubt. Unter 12 Kilogramm wiegt das Modell mit dem Carbon-Rahmen von Rotwild.
Light-E-MTBs in Serie wiegen über 15 kg
Bisher galt ein E-Fully als „leicht“, wenn es unter 20 kg wog. Für Serien-Bikes lagen die Grenzen des Leichtbaus jedoch in der Regel über 15 kg. Modelle wie das Specialized Turbo Levo SL (17,7 kg) oder das Rotwild R.X275 Ultra (15,3 kg) galten als absolute Vorzeigemodelle im Bereich der Light-E-MTBs – mit dem entsprechenden Preisschild.
Dass die Serienproduktion noch lange nicht an den Grenzen des Möglichen kratzt, zeigt nun ein Familienprojekt aus Deutschland. Tüftler Andreas Weigl und Heinz Wittmann, sein Schwiegervater in spe, teilen gemeinsame Leidenschaften, die gut zusammenpassen: das Fahrrad – und das Schrauben.
Bei einem Familienessen kam dann die Idee zu einem gemeinsamen Projekt auf: Die beiden wollten das leichteste E-Fully der Welt zusammenschrauben. Der inoffizielle Rekord, der zu knacken galt: das 12,72 kg leichte E-Fully auf Basis des Rotwild RX 275 Ultra, das 2024 vorgestellt wurde.
Auch Rekordbike von AWH setzt auf Rahmen von Rotwild
Schnell nahm das Konzept Formen an. Die fortan als „AWH“ bezeichnete Light-E-Bike-Schmiede wertete Daten von leichten E-Bike-Komponenten aus. Das Ergebnis: Auch ihr E-Bike sollte auf Basis des leichten Karbonrahmens des Rotwild RX275 fahren.
Als Motor verwendet AWH den TQ HPR 50. Mit 50 Nm Drehmoment ist dieser noch durchaus als gute Unterstützung in vielen Situationen anzusehen. Der Akku mit 250 Wh ist ebenfalls relativ knapp bemessen, liefert jedoch ein wenig Unterstützung für so einige Touren.
Ziel des Familienprojekts war es, das Einsatzgebiet des Rotwild R.X275 Ultra beizubehalten und lediglich das Gewicht auf ein Minimum zu tunen. Auch das Serienmodell hat schließlich nur einen 250-Wh-Akku im Unterrohr und fährt auf dem TQ-Motor.
Jede Schraube wurde für das leichteste E-Fully überprüft
Jenseits von Antrieb und Rahmen bleibt jedoch nichts beim Alten. Von der Steckachse über die Zugführung bis hin zur Bereifung wurden alle Komponenten in die Waagschale geworfen. Selbst über die Motorschrauben aus Titan wurden 46 g Gewicht eingespart. Insgesamt haben die beiden Schrauber 48 Komponenten ausgetauscht und dadurch 3.343 g eingespart. Insgesamt wiegt das modifizierte E-Bike 11,93 kg – was in der Tat nach einem Weltrekord klingt. Zumindest ist uns kein vergleichbares Light-E-Fully bekannt.
Lediglich bei der Bereifung gesteht AWH Einschränkungen im Einsatzbereich. Für das Rekordbike wurden Pro X Bobcat von Innova eingesetzt, die als Satz 722,5 g auf die Waage bringen. Wesentlich robuster für anspruchsvollere Fahrten sind hingegen die Schwalbe Rocket Ron mit 1.043,5 g pro Satz. Doch auch damit würde das E-Bike die 12,72-kg-Marke noch knapp unterbieten. Eine vollständige Liste der verwendeten Komponenten veröffentlicht AWH auf ihrer Website. Ob das Rekord-Fully zum Verkauf steht, wird dort jedoch nicht erklärt.