Eine neue Untersuchung zeigt erhebliche Sicherheitsmängel bei Lithium-Ionen-Akkus aus Online-Marktplätzen. Die Ergebnisse betreffen Millionen von Geräten im Alltag – von der Zahnbürste bis zum E-Bike-Akku.
Röntgen-Scans enthüllen versteckte Mängel
Das US-Unternehmen Lumafield hat über 1.000 gängige 18650-Lithium-Ionen-Zellen von zehn Marken mit industrieller Röntgen-CT-Technologie untersucht. 33 der 1.054 gescannten Zellen wiesen einen sogenannten negativen Anoden-Überhang (Negative Anode Overhang) auf – einen Produktionsfehler, bei dem die Schichten im Akku falsch übereinanderliegen.
Dieser Defekt ist alles andere als harmlos: Er erhöht das Risiko eines Kurzschlusses deutlich – im schlimmsten Fall führt er zum unkontrollierten Überhitzen und Brand. Auffällig: Alle 33 betroffenen Zellen stammten von minderwertigen oder gefälschten Marken.
Dort lag die Fehlerquote bei etwa einer von 13, also knapp 8 %. Bei einer untersuchten Billig-Marke lag die Rate des negativen Anoden-Überhang-Defekts sogar bei 15 %. Die komplette Lumafield Battery Quality Report Studie zeigt die dramatischen Unterschiede im Detail.
Markenprodukte ohne Defekte
Zwischen Marken- und Billigzellen liegen Welten: Keine der 300 getesteten Zellen von Murata, Samsung und Panasonic wies den gefährlichen Defekt auf. Dies deutet darauf hin, dass Batterien dieser Hersteller aus legitimen Vertriebskanälen die sichersten und zuverlässigsten Zellen sind.
Auch bei weiteren Qualitätsmerkmalen schneiden Billig-Produkte deutlich schlechter ab. Die Untersuchung ergab eine siebenfach schlechtere Anoden-Überhang-Qualität bei Billig- und gefälschten Zellen im Vergleich zu OEM-Zellen (Original Equipment Manufacturer – also Zellen vom Originalhersteller) sowie eine 50 % schlechtere Kanten-Ausrichtung. Diese Mängel können zu beschleunigter Alterung und internen Kurzschlüssen führen, wie auch frühere Analysen zu E-Bike-Akkubränden zeigen.
Breites Spektrum betroffener Geräte
18650-Zellen sind weit verbreitet. Milliarden dieser zylindrischen Zellen kommen jährlich in den Alltag und versorgen alles von Zahnbürsten über Elektrowerkzeuge bis zu E-Bikes und Elektrofahrzeugen mit Energie. Besonders relevant wird das Risiko bei Geräten mit mehreren Batteriezellen. Die Anzahl reicht von fünf Zellen in einem typischen Akkuschrauber bis zu 39 in einem E-Bike-Akkupack, den Lumafield für die Studie untersucht hat.
Die Folgen zeigen sich in Rückrufen: Die US-Verbraucherschutzbehörde Consumer Product Safety Commission (CPSC) gab 2024 insgesamt 26 Rückrufe und 9 Produktsicherheitswarnungen im Zusammenhang mit Brand- und Verbrennungsgefahren durch Batterie-Überhitzung heraus. Die offiziellen Daten der CPSC dokumentieren diese gefährlichen Vorfälle.
Ein zusätzliches Problem stellen irreführende Produktbeschreibungen dar. Lumafield dokumentierte Angebote, die Samsungs 30Q-Branding kopieren und Behauptungen von bis zu 9900 mAh Kapazität aufstellen, in einem Format, das typischerweise etwa 3000 mAh liefert. Solche übertriebenen Spezifikationen sind ein deutliches Warnsignal für minderwertige oder gefälschte Produkte.
Empfehlungen für Verbraucher
Die Studie legt nahe, beim Batteriekauf besonders auf die Quelle zu achten. Batterien von etablierten Herstellern über offizielle Vertriebskanäle zeigen in der Untersuchung keine der kritischen Defekte. Bei Produkten mit mehreren Batteriezellen multipliziert sich das Risiko entsprechend.
Eine sorgfältige Auswahl der Bezugsquellen und das Vermeiden von unrealistisch günstigen Angeboten auf Online-Marktplätzen können das Risiko erheblich reduzieren. Wer seine Akkus richtig behandeln möchte, findet praktische Tipps zur E-Bike-Akkupflege für eine längere Lebensdauer. Alternativ könnten bei schwächelnden Akkus auch neue reparierbare Akku-Systeme eine Lösung darstellen, die sowohl sicherer als auch nachhaltiger sind.