Das XoMotion-Exoskelett ist ein technologischer Meilenstein in der Medizintechnik. Als weltweit erstes selbstbalancierendes Exoskelett ermöglicht es Menschen mit schweren Bewegungseinschränkungen, vollkommen freihändig zu gehen – ohne Rollstuhl, Gehstützen oder fremde Hilfe.
Selbstbalancierendes Exoskelett: Freihändig gehen, drehen und sogar Treppen steigen
Im Gegensatz zu herkömmlichen medizinischen Exoskeletten, die kontinuierliche Unterstützung durch Gehstützen oder Therapeuten benötigen, ermöglicht XoMotion ein breites Bewegungsspektrum: freihändiges Gehen, Drehen, Seitwärtsschritte, Treppensteigen und Hocken – selbst auf wechselnden Untergründen. Ein komplexes Sensorsystem erkennt in Echtzeit Gewichtsverlagerungen und passt die Motorsteuerung dynamisch an. Maschinelles Lernen optimiert die Bewegungsmuster kontinuierlich.
XoMotion von Human in Motion Robotics (HMR) ist für Nutzer von 1,52 m bis 1,93 m Körpergröße und bis zu rund 100 kg Körpergewicht geeignet. Das vollständig elektrifizierte System umfasst Hüft-, Knie- und Knöchelgelenke mit zusätzlichen Freiheitsgraden für natürliche Bewegung. Hot-swappable Akkus, also im Betrieb austauschbare Batterien, ermöglichen durchgehende Nutzung. In der Rehabilitation soll das System Therapeuten erheblich entlasten. Es steigert die Effizienz von Behandlungsprogrammen, da sich das Personal auf die Bewegungsqualität der Patienten konzentrieren kann statt auf die körperliche Unterstützung.
Mehr als Medizin: Exoskelette für Fitness, Outdoor-Sport und Rehabilitation
Während XoMotion als Alternative zum Rollstuhl für Menschen mit Lähmungen konzipiert ist, bedienen andere Exoskelette unterschiedliche Märkte: Das Dnsys X1 Carbon (ca. 880 Euro) richtet sich beispielsweise an Fitness-Enthusiasten, während die Arc’teryx MO/GO Wanderhose (5.000 US-Dollar bzw. 4300 Euro oder 80 US-Dollar bzw. 70 Euro Tagesmiete) Outdoor-Sportler mit bis zu 40 Prozent mehr Leistung beim Bergsteigen unterstützt. Diese Vielfalt zeigt, wie Exoskelett-Technologie verschiedene Lebensbereiche unterstützen kann.
Chloë Angus, die 2015 nach einer Rückenmarksverletzung ihre Mobilität verlor, arbeitet heute als Director of Lived Experience bei HMR. Bei den Invictus Games 2025, einem internationalen Sportevent für verwundete, verletzte und kranke Soldaten und Veteranen, demonstrierte sie die Fähigkeiten von XoMotion während der offiziellen Flaggenübergabe.
XoMotion startet in Kliniken
Seit Anfang 2025 ist XoMotion für Rehabilitationszentren und Forschungseinrichtungen in Kanada verfügbar. Das System wird dort für Menschen mit Rückenmarksverletzungen, Schlaganfällen und weiteren neurologischen Erkrankungen eingesetzt. Die Zulassung bei der entsprechenden Amerikanischen Behörde FDA läuft über klinische Studien, weitere internationale Zulassungen sind in Vorbereitung.
Die Nutzung im häuslichen Umfeld soll folgen, sobald regulatorische Freigaben vorliegen. Preise wurden bisher nicht offiziell kommuniziert, die Kostenübernahme durch Versicherungen wird jedoch für viele Patienten entscheidend für den Einsatz sein. XoMotion markiert einen Paradigmenwechsel: von der bloßen Unterstützung zur vollständigen Wiederherstellung der Gehfähigkeit für Menschen mit schweren Mobilitätseinschränkungen. Das bietet völlig neue Lebensperspektiven – ohne Rollstuhl.